Der innere Kritiker: Wie du dich nicht länger kleinreden lässt
- Sandra Rahm
- vor 5 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
„Was hast du dir dabei nur gedacht?“
„Typisch du – das musste ja wieder schiefgehen.“
„Die anderen sind einfach besser.“
Kennst du solche Sätze? Nicht von anderen – sondern aus deinem eigenen Kopf?
Dann hast du Bekanntschaft gemacht mit deinem inneren Kritiker.
Er meint es angeblich gut mit dir. Will dich motivieren. Dich besser machen. In Wahrheit aber sabotiert er deine innere Stärke. Jeden Tag. Und das Schlimmste:
Du glaubst ihm.
Zeit, das zu ändern.

Der Kritiker übernimmt das Kommando
Der innere Kritiker ist eine Stimme, die dich kleinmacht – oft bevor du überhaupt losgehst. Er flüstert dir Zweifel ins Ohr. Hält dich zurück. Und lässt dich denken, du seist nicht gut genug.
Das Fatale: Du glaubst irgendwann, diese Stimme bist du. Doch der Kritiker ist nicht dein wahres Ich. Er ist ein Schutzmechanismus – oft entstanden in frühen Lebensphasen.
Vielleicht hast du gelernt, dich selbst kleinzuhalten, um nicht anzuecken. Oder du hast dich mit Perfektion geschützt – damit niemand dir deine Fehler vorwerfen kann.
Was damals vielleicht hilfreich war, ist heute wie ein zu enger Anzug: unbequem, einengend, nicht mehr passend.
Woher kommt der innere Kritiker?
Frühkindliche Prägung durch Bewertung und Leistung
Wenn Lob an Bedingungen geknüpft war („Wenn du brav bist …“) oder Fehler negativ sanktioniert wurden, entsteht schnell ein innerer Leistungsdruck.
Vergleich in Schule, Ausbildung, Beruf
Wer sich ständig an anderen misst, internalisiert Sätze wie: „Ich bin nicht genug“, „Ich bin nicht so wie die anderen.“
Gesellschaftliche Ideale und Optimierungsdruck
In einer Welt voller Selbstoptimierung und Instagram-Perfektion ist der innere Kritiker immer auf Standby – bereit, dich auf deine vermeintlichen Defizite hinzuweisen.
Den inneren Kritiker erkennen – und entmachten
Der erste Schritt raus aus der Selbstabwertung ist:
➡ Der Kritiker ist eine Stimme – nicht die Wahrheit.
➡ Du darfst ihn hören – aber musst ihm nicht glauben.
➡ Du kannst lernen, mit dir zu sprechen, wie mit einem Menschen, den du gerne hast.
Was hilft konkret?
1. Erkenne deine inneren Dialoge – ohne sofort zu reagieren
Beobachte dich eine Woche lang:
Wann taucht der Kritiker auf? In welchen Situationen?
Welche Worte nutzt er? Hat er vielleicht sogar eine bestimmte Tonlage?
👉 Notier typische Sätze. So machst du den Kritiker greifbar – und entwaffnest ihn.
2. Gib dem Kritiker eine Rolle – aber nicht die Hauptrolle
Stell dir vor, dein Kritiker ist eine Figur auf einer inneren Bühne. Vielleicht ein nervöser Perfektionist? Oder ein vorsichtiger Antreiber?
Er darf da sein – aber du entscheidest, ob er heute Regie führt.
👉 Nimm ihm das Mikrofon. Hol andere Stimmen ins Boot: deine Mut-Stimme, deine Selbstmitfühl-Stimme, deine „Ich versuch’s einfach mal“-Stimme.
3. Trainiere alternative Selbstgespräche
Wenn der Kritiker wieder losschießt – wechsle bewusst die Perspektive:
Statt: „Das kannst du nicht.“
➡ „Ich darf es versuchen, auch wenn ich’s noch nicht perfekt kann.“
Statt: „Andere sind besser.“
➡ „Ich darf meinen eigenen Weg gehen – auf meine Weise.“
Statt: „Das war peinlich.“
➡ „Ich bin menschlich. Und das ist völlig okay.“
👉 Mitgefühl mit dir selbst ist kein Kuschelkurs – es ist die stärkste Form von Selbstführung.
Alltagsnahe Impulse, um deinen inneren Kritiker zu entmachten
Ersetze eine kritische Gedankenroutine mit einer wertschätzenden Affirmation.
Nimm dir morgens 2 Minuten Zeit und schreibe dir einen Mut-Satz für den Tag auf.
Sprich deinen Kritiker laut aus – in übertriebener Stimme. So verliert er an Ernst.
Frage dich in schwierigen Momenten: „Was würde ich jetzt meinem besten Freund sagen?“
Feier Mini-Erfolge: Nicht „Ich habe es geschafft“, sondern „Ich bin losgegangen – das zählt!“
Fazit
Dein innerer Kritiker ist laut – aber nicht allmächtig. Er darf da sein, aber du musst ihm nicht folgen.
Du bist nicht deine Zweifel. Du bist die, die entscheiden kann, welcher Stimme du in dir mehr Raum gibst.
Also: Sprich neu mit dir. Du wirst erstaunt sein, was dann alles möglich wird.
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