Selbstbild vs. Fremdbild: Wie du lernst, dich mit klaren Augen zu sehen
- Sandra Rahm
- 18. Juni
- 3 Min. Lesezeit

Kennst du das Gefühl, dass andere dich ganz anders wahrnehmen als du dich selbst?
Vielleicht bekommst du Komplimente für deine Stärke – aber innerlich fühlst du dich oft überfordert. Oder du hörst: „Du wirkst so souverän“ – während du innerlich zweifelst, ob du überhaupt genügst.
Dieses Auseinanderklaffen von Selbst- und Fremdbild ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Signal: Da ist etwas in dir, das gesehen werden möchte. Ehrlich. Klar. Und ohne Verzerrung.
Lass uns gemeinsam hinschauen, wo dein Selbstbild herkommt – und wie du es liebevoll und kraftvoll justieren kannst.
Warum Selbstbild und Fremdbild oft nicht übereinstimmen
Unser Selbstbild entsteht nicht im luftleeren Raum. Es wächst aus alten Erfahrungen, Bewertungen und Geschichten, die wir über uns selbst erzählen. Oft beginnt das schon in der Kindheit:
„Du bist zu sensibel.“
„Du musst dich nur mehr anstrengen.“
„Du bist halt nicht so sportlich / schlau / belastbar.“
Solche Sätze prägen sich tief ein – und werden mit der Zeit zur inneren Wahrheit.
Gleichzeitig erleben andere Menschen uns heute ganz anders: empathisch, verantwortungsbewusst, engagiert.
Der Widerspruch zwischen deinem inneren Bild und der äußeren Rückmeldung kann verwirren – und lähmen. Denn wem glaubst du? Und was davon stimmt wirklich?
Woher kommt das verzerrte Selbstbild?
1. Früh gelernte Rollen und Etiketten:
Wer in der Familie die „Starke“ war, glaubt oft bis heute, keine Schwäche zeigen zu dürfen – selbst wenn es längst nicht mehr nötig wäre.
2. Vergleichsverhalten und Leistungsdruck:
Wer sich ständig mit anderen misst, erlebt sich selbst als unzureichend – weil der Maßstab immer außerhalb liegt.
3. Negativ-Filter und Selbstkritik:
Unser Gehirn merkt sich Misserfolge stärker als Erfolge. Wer sich nur über die eigenen Fehler definiert, sieht das eigene Potenzial nicht mehr klar.
Was du tun kannst, um dein Selbstbild zu stärken
Der erste Schritt:
Selbstbild ist formbar. Du darfst dich neu sehen lernen.
➡ Dein Selbstbild ist kein Fixstern – es ist ein Konstrukt.
➡ Du darfst es regelmäßig überprüfen, hinterfragen und verändern.
➡ Und du darfst anfangen, dir selbst so zu begegnen, wie du einem Menschen begegnen würdest, den du schätzt.
Was hilft konkret?
🧩 1. Selbstreflexion:
Finde heraus, welche Geschichten du dir über dich erzählst
Welche Rollen hast du früh übernommen?
Welche Etiketten trägst du bis heute mit dir herum?
Welche Sätze kommen dir in den Sinn, wenn du Fehler machst?
👉 Schreib sie auf. Du musst sie nicht sofort loslassen. Aber du darfst sie sichtbar machen.
🧩 2. Hol dir Rückmeldungen – aber achte auf den Kontext
Bitte 2–3 Menschen, die dir wohlgesonnen sind, dir ehrlich zu sagen, was sie an dir schätzen.
Bitte sie um konkrete Beispiele aus dem Alltag.
Und: Hör ihnen wirklich zu. Nicht um zu widersprechen – sondern um zu empfangen.
👉 Manchmal sehen andere das Licht in dir deutlicher, als du selbst es gerade kannst.
🧩 3. Trainiere deinen inneren Umgang mit dir – besonders in schwierigen Situationen
Wenn du versagst, etwas vergisst oder kritisiert wirst:
Frag dich bewusst: „Wie würde ich mit einer guten Freundin sprechen, die das erlebt?“
Und dann: Sprich genauso mit dir selbst.
👉 Selbstmitgefühl ist keine Ausrede. Es ist der Nährboden für Veränderung.
Alltagsnahe Impulse für deine Selbstbild-Stärkung
Sag dir bewusst: „Ich bin mehr als meine alten Geschichten.“
Beobachte dich einen Tag lang ohne Bewertung: Was tust du alles gut? Was läuft rund?
Schreib abends 3 Dinge auf, die du heute an dir geschätzt hast – unabhängig von Leistung.
Ersetze einen kritischen Satz („Ich bin so vergesslich“) durch einen unterstützenden („Ich bin aufmerksam und darf Fehler machen“).
Gönn dir einen Moment des Stolzes – auch wenn’s ungewohnt ist. Es gehört zu dir.
Dein Selbstbild ist kein Urteil. Es ist ein Prozess. Und du hast jeden Tag die Möglichkeit, es liebevoll zu justieren.
Du bist nicht nur das, was du über dich denkst. Du bist auch das, was du lernst, über dich zu glauben.
Also: Schau hin. Hör hin. Und vor allem – sprich neu mit dir. Denn du hörst dir selbst zu.
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